Bald ist es wieder soweit: Die 37. Theatertage 2024

Vom 06. - 08. Mai 2024 finden an im Alten Stadttheater Eichstätt die 37. Theatertage der bayerischen Realschulen endlich wieder in Präsenz statt. Wir freuen uns schon sehr! Zur Anmeldung der Theatergruppen. Alle weiten Infos auf der Homepage der Theatertage.

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Eingebettet in ein „tierisches“ Rahmenprogramm, gestaltet von Band, Chor und der jungen Theatergruppe der gastgebenden Schule, fanden die Begrüßungsreden viel Beifall.

Schulleiter Rüdiger Lang hieß die vielen Gäste willkommen und wies darauf hin, dass Theater in eine andere Welt blicken lasse und in eine Fantasiewelt entführe. Außerdem bedankte er sich bei allen großen und kleinen Sponsoren, ohne deren tatkräftige Unterstützung die Durchführung des Festivals nicht möglich gewesen wäre.

Die Wichtigkeit der Theaterarbeit als Ergänzung zum regulären Fächerkanon betonte Ministerialrat Konrad Huber. Denn die Person des Spielleiters vereinige sehr viele Eigenschaften in sich: sie sei Regisseur, Stimmbildner, Motivator, Organisator und manchmal auch Psychologe. Er freute sich besonders darüber, dass die „Roadshow“ der FSR dieses Jahr im schönen Vogtland angekommen sei.

Landrat Dr. Oliver Bär sah die Gelder des Landkreises sinnvoll investiert, da dieses Festival eine besondere Ehre für die Gemeinde Hof und die Stadt Rehau darstelle. Theatertage wirkten in die Schule, in die Stadt hinein und ebenso hinaus.

 Anschließend wies Michael Abraham, 1. Bürgermeister der Stadt Rehau, darauf hin, dass Kultur und Kunst in seiner Gemeinde groß geschrieben würden und deswegen die Theatertage und das Kultusministerium hier gut aufgehoben seien. Bernd Plöger, der Leiter des Jungen Theaters in Hof, ergänzte, dass die Realschule Rehau ein gutes Beispiel dafür sei, welch hoher Stellenwert Kultur und Theater beigemessen werde. „Junge Hasen zeigten den alten Hasen, was eine Harfe sei“, sagte Herr Plöger. Oder meinte er doch eher eine „Harke“?

Alle Ehrengäste bedankten sich bei den Sponsoren der Theatertage, dem Organisationsteam und der gesamten Schulfamilie sowie natürlich allen auftretenden Theatergruppen und deren SpielleiterInnen.

Dann war es endlich so weit: Die 1. Vorsitzende der FSR, Sabine Schmid, betrat die Bühne, begrüßte die acht aus Bayern angereisten Theatergruppen der Realschulen Bayreuth, Ebersberg, Ergolding, Gefrees, Geretsried, Riedenburg, Schwabach sowie Weilheim und natürlich auch die der gastgebenden Schule. Sie wünschte allen anwesenden „Theatertieren“ ein tolles Festival und sprach dann endlich den Satz, den alle sehnsüchtig erwartet hatten: „Hiermit eröffne ich die 31. Theatertage an der Realschule Rehau!"

21stCenturyGhosts bavaria com-RehauNach einem dreifachen „Toi, toi, toi!“ galt es, das erste Stück zu bestaunen. Mit ihrer Eigenproduktion „Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!“ befasste sich die gastgebende Theatergruppe von Sandra Kuhmann und Eva Müller mit sozialkritischen Themen wie Massentierhaltung, Kinderarbeit, Fukushima und Fleischskandal. Diese Geiseln des 21. Jahrhunderts wurden collagenartig mit wenig Requisiten und chorischem Sprechen in kurzen Massenszenen mit 25 Schauspielern gleichzeitig auf der Bühne umgesetzt. Das Stück regte zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an, vor allem bei Parolen wie „Und nun komm du Fleischskandal! Schmeiß das Pferd in die Lasagne!“

Nach dem Eröffnungsstück lud die Schule zum VIP- Empfang für die Ehrengäste, der mit Häppchen und Kanapees, vorbereitet von der Schule, ein kulinarisches Highlight darstellte. Die Spielleiterinfo mit den wichtigsten Punkten zu den kommenden Tagen und der "Runde Tisch" für die Newcomer fanden nach dem Abendessen statt.

Wind Zeit-BayreuthIDen ersten Tag des Festivals beschloss die Theatergruppe der Johannes-Kepler-Realschule Bayreuth mit ihrem Stück „Wind.Zeit“ unter ihrer Spielleiterin Renate Stieber. Die ästhetische Komposition wurde unter Christian Höschs Leitung durch selbst komponierte Gitarrenmusik und Gesang unterstützt. Bereits beim Betreten der Spielstätte erwartete die Zuschauer eine überwiegend in weiß getauchte Bildkomposition bestehend aus Schirmen und Schlitten, die symbolisch für den Schutz und die Zuflucht in die Kindheit stehen. Fast schon philosophische, selbst geschriebene Texte erklären, hinterfragen das Leben und dessen Sinn auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Hierfür wurden die Requisiten perfekt bespielt. Die Mädchen haben in sich selbst hinein gehört und eigene Sätze und Gedanken zum Thema formuliert. In gruppendynamischen Szenen wurden Fragen formuliert, wie „Wohin geht mein Weg?“, „Wann geht es los?“, „Warum dauert es so lange?“ und „Warum muss es aufhören, wenn es am schönsten ist?“. Weil es immer Windzeit ist, weil der Wind eben weht, immer und immer weiter…

Zerplatzte Seifenblasen-EbersbergDer Dienstag begann mit einer Eigenproduktion der Theatergruppe der Staatlichen Realschule Ebersberg und deren Spielleiterinnen Christel Katterloher, Miriam Rutkowski und Heike Haimerl. Angelehnt an die Romanvorlage „Der gelbe Vogel“ von Myron Levoy erzählt das Stück „Zerplatzte Seifenblasen“ die tragische Geschichte des jüdischen Mädchens Naomi Kirschenbaum, das durch traumatische Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges von Frankreich in die USA flüchten musste und bei einer Familie Unterschlupf findet. Der Nachbarsjunge Alan unterstützt Naomi auf ihrem Weg zurück ins Leben, was ihn wiederum in Konflikte mit seinen Freunden bringt. Leider holen Naomi jedoch ihre schlimmen Erlebnisse wieder ein, so dass der Traum von einem Neuanfang zerplatzt wie eine Seifenblase.

Tagtraum-SchwabachGleich danach entbrannte im „Tagtraum“ der Staatlichen Realschule Schwabach unter der Leitung von Thomas Märx ein erbitterter Kampf von Gut gegen Böse. Zwei verfeindete Gruppen, die „Dreamery“ und die „Black Dreamers“ - alle ausgestattet mit übersinnlichen Fähigkeiten – wollen die Protagonistin Annabelle auf ihre Seite ziehen, um Macht über die anderen zu erlangen. Annabelle ist die Auserwählte, die das Gleichgewicht zwischen den Mächten bewahren kann. Hierbei wird sie von Nathan unterstützt und beschützt. Das Happy End am Abschlussball sorgte für die dazu gehörige Portion Romantik und zeigte, dass am Ende das Gute doch immer siegt.

Um aus dem Gesehenen auch zu lernen, fanden zwischen den vielen Stücken immer wieder Stückebesprechungen statt, moderiert von der FSR. Spielleiter und Schüler diskutierten getrennt voneinander in verschiedenen Räumen und gaben sich ein Feedback, das als konstruktiver Ratschlag mit nach Hause genommen werden konnte.

Am Nachmittag des zweiten Spieltages fand parallel zu den Workshops der Schüler die Jahreshauptversammlung der FSR mit den Vorstandswahlen statt. Sabine Schmid wurde erneut einstimmig zur 1. Vorsitzenden gewählt, ihr folgt als 2. Vorsitzender Wolfram Janner. Eva Wachslander wurde als Schatzmeisterin bestätigt. Sabine Junkers-Haunstetter übernimmt das Amt der Schriftführerin.

Parallel dazu wurden für die mitwirkenden Schüler Workshops von angereisten Profis zu verschiedenen Teilgebieten des Theaters angeboten, die diese begeistert wahrnahmen. Eine Besonderheit in diesem Jahr waren die Workshops, die auf der Luisenburg stattfanden.

Gevatter Tod-RiedenburgIIAm späten Nachmittag entführte das Stück „Gevatter Tod“ der Johann-Simon-Mayr Realschule Riedenburg die Zuschauer in eine märchenhafte Welt. Unter der Leitung von Barbara Götz, Cynthia Volland und Laura Sandor durfte das Publikum Gänsehaut pur erleben. „Der Tod als Pate für mein Kind?!“ – Wie verzweifelt muss eine Mutter sein, diesen Pakt einzugehen? Doch der Gevatter Tod sorgt gut für sein Patenkind und garantiert ihm eine erfolgreiche Laufbahn als angesehener Arzt – das geht solange gut, bis Patenkind und Pate nicht mehr der gleichen Meinung sind. Doch der Tod behandelt jeden gleich, keiner kann sich ihm entziehen und ihn überlisten. Diese schmerzliche Erfahrung muss auch das Patenkind machen, wenn er mit Entsetzen feststellt, dass sein Lebenslicht vorzeitig abgebrannt ist. Die Gruppe aus Riedenburg überzeugte durch sehr exaktes und sauberes Spiel, sinnvoll eingesetzte und bespielte Requisiten und volle Spielfreude. Live-Musik und Gesang im stimmungsvollen Kerzenlicht verzauberten die Zuschauer zusätzlich.

Jim Joint jagt Dr JES-GefreesDer Tag endete mit einem weiteren Höhepunkt: Die Theatergruppe der Jacob-Ellrod-Schule Gefrees präsentierte ihre Eigenproduktion „Jim Joint jagt Dr. JES“. Unter der Leitung von Ralph Händler hatten sich die Schülerinnen und Schüler den Stoff von James Bond als Vorlage genommen und diesen adaptiert. Jim Joint ist mit seiner Geliebten Jane auf der Jagd nach dem Bösewicht Dr. JES. Hierbei stolpert das Agentenduo in verschiedene Fallen, die ihnen vom durchtriebenen Gegner gestellt wurden. Joint ist zwischenzeitlich sogar so verzweifelt, dass er seinen Dienst beim M-I6 quittieren will. Doch nach einer turbulenten Jagd gelingt es den Agenten, die Schurken zu stellen und auszuschalten. Lediglich Dr. JES gelingt die Flucht … wie ärgerlich. Aber es gibt Hoffnung, denn – „Fortsetzung folgt“.

Am späten Abend durften sich Gäste und Gastgeber dann noch einmal richtig freuen: im Keller der Schule fand die Disco statt, bei der ein professioneller DJ Musik auflegte und den Schülerinnen und Schülern so richtig einheizte.

Undine-GeretsriedIIDer letzte Tag des Festivals wurde eingeleitet mit der Märchenadaption „Undine“ der Staatlichen Realschule Geretsried unter der Leitung von Marcella Ide-Schweikart. Unterstützt wurden die Schauspieler von einer Live-Percussion-Gruppe, welche exzellent von Martin Wiesböck angeführt wurde. Das Märchen erzählt aus dem Blickwinkel von Meerjungfrauen vom Menschsein und den Perspektiven der Lebensbestimmung. Eigentlich müsste sie sterben, doch sie durchschlägt die Fesseln, befreit sich von ihrer Bestimmung und weiß: „Wenn ich mein Leben selbst in die Hand nehme, hat der Fluch keine Macht mehr über mich.“

Hamlet-ErgoldingIm Anschluss daran begleitete uns die Theatergruppe der Staatlichen Realschule Ergolding unter der Regie von Michael Deppisch und Claudia Pirkl ins Königreich Dänemark. In ihrer witzigen und kurzweiligen Inszenierung des „Hamlet“ zeigten die Schauspieler viel Spielfreude. Das berühmteste Werk von Shakespeare schien genau das richtige für eine vollkommen neue Schultheatergruppe zu sein, um „klein und gemütlich“ anzufangen. „To be or not to be – that’s the question!“ Diese Frage stellt sich Hamlet zu Beginn des Stückes, der Geist seines Vaters erscheint, die Tragödie nimmt ihren Lauf und endet wie zu erwarten mit einem Massensterben auf der Bühne. Und wer aus der Geschichte „nichts“ lernt, ist dazu verdammt, diese immer wieder zu wiederholen, sei es in einem deutschen oder englischen Zeitraffer.  

Treasure Island-WeilheimZum Ausklang zeigte uns die English Drama Group der Staatlichen Realschule Weilheim unter ihrer Spielleiterin Sabine Junkers-Haunstetter ihr Stück „Treasure Island“, das komplett in englischer Sprache vorgetragen wurde. Die Inszenierung erzählt in ästhetischen Bildern die Geschichte des Jungen Jim Hawkins, der mit seiner Mutter in deren Pub eine geheime Schatzkarte findet. Jim begibt sich mit einer Gruppe von Abenteurern auf die Suche nach dem verborgenen Schatz. Im Mittelpunkt der Bühne stand eine Holzkonstruktion, die je nach Erzählmoment als Gasthaus oder Schiff fungierte und passend bespielt wurde. Zielgerichtete Bewegungen, exaktes Spiel, synchrone und chorische Elemente und die Einbeziehung von Gesangs- und Tanzeinlagen machten diese Darstellung zu einem gekonnten Anschluss des dreitägigen Festivals.

In der sich anschließenden Verabschiedungsfeier dankte die Vorsitzende der FSR, Sabine Schmid, noch einmal allen Helfern, die zum Gelingen der 31. Theatertage beigetragen hatten, allen voran dem Rehauer Organisationsteam unter der Leitung von Sandra Kuhmann und Beate Kaes.

Uebergabe des BannersDas Banner der Schultheatertage wurde vom Rehauer Schulleiter Rüdiger Lang an den zweiten Konrektor Klaus Förstervon der Realschule Weilheim übergeben. Dieser lud bereits jetzt herzlich zu den 32. Theatertagen der Realschulen in Bayern ein, die vom 2. bis 4. Mai 2016 an der Staatlichen Realschule in Weilheim stattfinden werden.

Insgesamt können die FSR und die ausrichtende Rehauer Realschule zufrieden sein: Das Feedback der Spielleiter und der Schauspieler zu den Theatertagen war äußerst positiv. Und besonders die strahlenden, wenn auch etwas müden Kinder und Jugendlichen zeugten vom Gelingen des Festivals.

Anina Scheel, Doris Asmanoglo

Fotos: Josef Vodermeier